Gauze Work – Ruins Landscape 



Painstaking

war is peace
after the battle, stunned silence, merciful stillness
time reappears
can the trauma be healed?
the desolation, death and horror,
long since tidied up
soft sterile fibres wrapped round the wound
a gentle meticulous caring
pains taken from the ruin
Mühsal

Krieg ist der Frieden,
Nach der Schlacht, fassungslose Stille, barmherzige Stille,
Die Zeit erscheint erneut,
Kann dieses Trauma geheilt werden?
Die Trostlosigkeit, Tod und Schrecken,
Es ist längst aufgeräumt,
Weiche sterile Fasern um die Wunde gewickelt,
Eine sanfte, sorgfältige Pflege,
Schmerzen aus den Ruinen aufgenommen.


Die Künstlerin Jinran Kim präsentiert in ihrer neuen Werkreihe Ruinen von im Krieg zerstörten Berliner Gebäuden und Straßenzügen. Dieses aus früheren Gemälden scheinbar vertraute Motiv erlebt der Betrachter jetzt jedoch in völlig anderer Weise. Jinran Kim hat ihre behutsam lasierte Malerei wieder im Schwarzweißbereich belassen, aber in die Landschaftsandeutungen mit dem Material feinmaschiger weißer Gaze hineingearbeitet. Dieses feine Gewebe ist jedem von Verbandsmullbinden vertraut und die Assoziation zu Verletzung und Verwundung stellt sich umgehend ein. Durch die Zartheit der weißen, zerfaserten und zerrissenen Gespinste, mit denen Jinran Kim Häuser und Menschen bildet, erschafft sie eine bedrückende Unwirklichkeit, wie sie in ihren vorangegangenen Arbeiten so nicht anklang. Man spürt etwas Jenseitiges, über den Tod Hinausgehendes, eine Stille, in welcher die Szenen alptraumhaft stumm zu schreien scheinen; das lässt den Betrachter den Atem anhalten. Er kann sich den Bildern nicht entziehen, ist ihnen ausgeliefert. Kleist soll bei der Konfrontation mit Caspar David Friedrichs „Mönch am Meer“ gesagt haben, es sei, als wenn einem die Augenlider weggeschnitten wären. Ähnliches kann man vor den neuen Werken Jinran Kims erleben.

Text von Gabriele Foerster








 









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